Der Werwolf
Ein Werwolf eines Nachts entwich
von Weib und Kind und sich begab,
an eines Dorfschulmeisters Grab.
Und bat ihn:"Bitte beuge mich!"
Der Dorfschulmeister stieg hinauf,
auf seines Blechschilds Messingknauf.
Und sprach zum Wolf, der seine Pfoten
geduldig kreuzte vor dem Toten.
"Der Werwolf " sprach der gute Mann.
"Des Weswolfs" Genitiv sodann.
"Dem Wemwolf" Dativ wie manns nennt,
"Den Wenwolf" damit hats ein End.
Dem Werwolf schmeichelten die Fälle,
er rollte seine Augenbälle.
"Indessen" bat er "füge doch
zur Einzahl auch die Mehrzahl noch!"
Der Dorfschulmeister aber musste
gestehn, dass er von ihr nichts
wusste. Zwar Wölfe gäbs in
großer Schar, doch wer gäbs nur im Singular.
Der Wolf erhob sich tränenblind,
er hatte ja noch Weib und Kind.
Doch da er kein Gelehrter eben,
so schied er dankend und ergeben.
Am Quai von Siracusa
Die Möven lassen sich durch Winde fallen,
die Schiffe liegen wie auf Grund.
Das Meer steht still zu dieser Stund,
der dunkelsten von allen.
Kein Gast bewohnt im Grand-Hotel die Räume.
Verlassen stehn die Kaufmannshäuser da.
Hier ist die Schönheit ganz dem Ende nah
und ohne Trost selbst deine Träume.
Den Löwen sitzt schon Moder im Gebiß.
Die Katzen gebären in leeren Palästen. Und
durch das Lächeln der Madonna geht ein Riß.
Eroberer sind hier an Land gegangen.
Die Fischer halten ihren Fang. Die Stadt,
Vergangenheiten überhangen, von Anfang an.
|
Das Verlangen
Mein Herz dem einsamen Matrosen,
Deine Augen stillem Meere gleicht.
Deine Lippen wie rote Rosen,
von deren Duft das Herz erweicht.
Mein Verlangen trock'ne Erde,
deine Nähe wie der Regen,
bevor ich verwüstet werde,
schenke mir doch deinen Segen.
Du kannst das Leben mir versüßen,
den Matrosen nach Hause führen,
laß mich die roten Rosen küssen,
die Erde sanft den Regen spüren.
Ich bin
Ich kam, ich weiß nicht woher,
ich bin und weiß nicht wer,
ich leb, weiß nicht wie lang,
ich sterb und weiß nicht wann,
ich fahr, weiß nicht wohin,
mich wunderts, daß ich so fröhlich bin.
An einen verlorenen Freund
Ich sah die Tränen, die verschwiegnen,
die hinter deine Lider drangen,
als du der vielen unerstiegnen
Pfade dachtest, die du nicht gegangen.
Als meine Worte, ohne es zu wollen,
dir weckten, wie wir einst vereint geschritten,
als du empfandst im martervollen
Herzen, was dir abgeschnitten.
Nicht abgeschnitten durch dich selber so,
als durch das Weib, das all dein Leben lähmte,
die breite, niegestillte, niegezähmte
Bestie, nur auf deinem Schweiße froh.
Ich sah's und hemmte selber kaum die Tränen,
wie du so standst, von Scham und Gram zerfressen,
ich sah's und knirschte heimlich mit den Zähnen
Vergib, dass ich es sah. Es sei vergessen.
Möwenlied
Die Möwen sehen alle aus
als ob sie Emma hiessen.
Sie tragen einen weissen Flaus
und sind mit Schrot zu schiessen.
Ich schiesse keine Möwe tot,
ich lass sie lieber leben
und füttre sie mit Roggenbrot
und rötlichen Zibeben.
O Mensch, du wirst nie nebenbei
der Möwe Flug erreichen.
Wofern du Emma heissest, sei
zufrieden, ihr zu gleichen.